Schreuf trifft Knyphausen

Ein ungleiches Paar könnte man meinen und doch lernten sich Kristof Schreuf und Gisbert zu Knyphausen im vergangenen Jahr kennen und schätzen. Beide wurden dem jeweils anderen von ihrem gemeinsamen Produzenten Tobias Levin vorgestellt und verstanden sich auf Anhieb.

Schreuf lud Knyphausen sogar zu den Aufnahmen zum aktuellen Debüt „Bourgeois With Guitar“ ein und fand im MTV.de Interview nur lobende Wort für die zweite Platte seines Kumpel Gisbert mit dem wundervollen Titel „Hurra! Hurra! So Nicht.“

Wie sie auf einen Nenner fanden und was sie über ihre neuen Werke, sich selbst und über den jeweils anderen zu sagen haben, erfahrt ihr hier und jetzt! Seht Gisbert zu Knyphausen und Kristof Schreuf im gemeinsamen Interview: Klick!

Musik versprach einst Erlösung. Kristof Schreuf dreht es um: Er rettet die Songs, deren angebliche Unsterblichkeit immer nur eine Promotion-Phrase war, vor dem Vergehen.“ mehr

Richard Kämmerlings in der FAZ vonm 26.4.10

„Spex und Konkret überschlagen sich vor Begeisterung: Zur „Platte der Ausgabe“ und sogar zum „besten deutschen Album der letzten Jahre“ wurde „Bourgeois With Guitar“ gekürt. Dabei gibt es auf Kristof Schreufs Soloalbum nur wenig deutsche Texte zu hören, auch ein vorangestelltes, alles erklärendes „Manifest“, wie es seit kurzem in Mode gekommen ist, sucht man vergebens. Stattdessen: Zwölf ziemlich kurze Stücke, alle Titel englisch, augenscheinlich Coverversionen. Aber Halt: „Coverversionen“ sind es nicht, die der Ex-Sänger und Texter von Kolossale Jugend auf „Bourgeois With Guitar“ präsentiert. Viel mehr Neu-Kombinationen, Aneignungen, Umgestaltungen, Skizzen auf Basis von Versatzstücken bekannter Songs: So klingt der Text von The Whos „My Generation“ zur Folk-Melodie von „Scarborough Fair“ gesungen zwar weniger brachial, aber umso eindringlicher. „Let There Be Rock“ gewinnt durch den Verzicht auf dick-eieriges Abgehen Tiefe und Charme, „Search & Destroy“ wirkte nie zwingender als in Kristofs kluger, zärtlicher Interpretation und in den Discohit „Last Night A DJ Saved My Life“ passen bei Schreuf noch „Miss You“ von den Rolling Stones, „Blank Generation“ und „Don’t Let Me Be Misunderstood“ – assoziativ verknüpft, harmonisch wie die Faust im Auge. Wer Kristof Schreuf als Kolossale Jugend- und Brüllen-Shouter in Erinnerung hat oder jemals einem Auftritt seiner AC/DC-Coverband Bon Scott beiwohnte, wird überrascht sein: „Bourgeois With Guitar“, produziert von Tobias Levin, ist auch die Entdeckung einer Stimme, die sanft, samtig und ja, soulful ist. „Let There Be Light / And There was Light!“

Christina Mohr hat Kristof Schreuf einige Fragen zum Album gestellt:

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Christina Mohr: Hast du das aktuelle Monopol-Heft gesehen? „Vive la Bourgeois“ steht drauf! Ok, es geht um Louise Bourgeois, aber trotzdem. Passt doch prima! Warum hat es so lange gedauert, bis „Bourgeois With Guitar“ fertig war? Die Platte war ja schon seit einiger Zeit angekündigt….

Kristof Schreuf: Ich wollte
– nach „Schatzitude“, dem ersten Album von Brüllen, das nächste Album von Brüllen angehen,
– Filme drehen,
– mit Ingo Koglin, einem Singer/Songwriter, an dessen Platte arbeiten
– und nicht zuletzt das Buch „Anfänger beim Rocken“ zu Ende schreiben.

Mittlerweile möchte ich nur noch an der nächsten Brüllen-Platte schrauben und „Anfänger beim Rocken“ fertigkriegen. Andernfalls bekommt Jens Friebe, dieses schlaksige Sexsymbol, im Nachfolger für „52 Wochenenden“ eine weitere Gelegenheit, witzige Apercus auf mich loszulassen.

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„In den letzten 13 Jahren habe ich bewiesen, dass ich einiges nicht kann“, erklärt Kristof Schreuf. Um jetzt mit einem Soloalbum namens „Bourgeois with Guitar“ endlich die Funkstille zu beenden. Dass sie so lange gedauert hat, ist keinem ausgeklügeltem Marketingrezept geschuldet. Wäre auch zu schön, hätte Kristof Schreuf versucht, sich durch die lange Absenz künstliche Unberechenbarkeit zu erhalten. Dafür ist er wiederum nicht abgefeimt genug. Eher schon lebt er getreu der alten Antifa-Maxime „Remembering is fighting“. Weiterlesen…

„Bourgeois With Guitar“ ist nun die triumphale Wiederkehr eines Naturgenies“
Jan Wigger auf Spiegel Online

„Ich hatte lange keine Platte mehr gemacht, als der Regisseur Oliver Schwabe bei mir anrief. Er hätte für einen Film schon viel Material gedreht, doch bräuchte er zwischen einigen Szenen noch ›Brücken‹. Er wollte jemanden, der ein paar bekannte Pop- und Rocksongs singt. So kam es, dass ich in seinem Film auftauche und Coverversionen spiele. Meine Versionen hängen nicht mehr allzu sehr an den Originalen. Was ist überhaupt ein Original? Es lebt bekanntlich von seiner Verbundenheit zu irgendeiner Scholle. Man erkennt es an seinem Gehabe oder seinem Gerede. Zugute kommt dem Original die allgemeine Übereinkunft, dass man es gewähren lassen soll, weil es zwar skurril, aber gerade deswegen doch liebenswert sei. Man verzeiht ihm vieles. Denn das Original ist ein Dorftrottel der Kultur. Leute, die mich in dem Film gesehen haben, fragten mich: »Wenn du die Musik so veränderst, warum nicht auch den Text?« Das möchte ich nicht. Ich mag es, wie sich durch die Bearbeitung der Klang der Worte zu Patrick Hernandez’ »Born To Be Alive« verändert: Der Text wird so der Luxus, den sich ein Stück leistet.“

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Im „Pop-Briefing“ der aktuellen SPEX wird ‚Bourgeouis with Guitar“ von Max Dax, Aram Lintze, Andreas Reihse und Ralf Krämer besprochen.

„Auf »Bourgeois with Guitar« finden sich drei eigene und neun in die Jahre gekommene Rocksongs und Disco-Klassiker – darunter »Last Night a DJ Saved My Life« von Indeep, »Highway to Hell« von AC/DC und Donna Summers »I Feel Love«. Schreuf übernahm deren Songtexte, aber er singt die Textzeilen gelegentlich zu den Melodien alter Folksongs und vor allem zu eigenen Akkordfolgen. Das Ergebnis ist urheberrechtlich auf dünnem Eis gebaut und könnte sich daher auch als Kommentar zur derzeitigen Debatte um die Unantastbarkeit von Copyrights lesen lassen. Schreuf scheint die Frage in den Raum zu stellen, was uns der Autor (Schreuf), aber auch, was uns die Autoren (der adaptierten Songs) heute noch zu sagen haben.“ (Max Dax)

Die Filmemacherin Gwendolin May hat ein sehr schönes Video zu dem Song Search & Destroy gedreht:

Bourgeois With Guitar

April 4, 2010

„Musik ist. Oft mehr, niemals weniger. Sie stößt einem zu und man gerät darüber aus dem Häuschen. Sie erwischt einen, und das tut wahnsinnig gut.

Wie mit den schönsten Überraschungen, so lässt sich auch mit Musik nicht rechnen. Immer wieder nicht. Genau das Gleiche gilt für Bourgeois With Guitar , das erste Solo-Album des Sängers KRISTOF SCHREUF.

Der war früher bei KOLOSSALE JUGEND und sang dort deutsche Texte, die manche bis heute staunen lassen. Seit einigen Jahren spielt er bei der Band BRÜLLEN. Der entfesselte SCHREUF demonstriert seinem erstaunten Publikum live, was sich unter einem Konzert neben dem Üblichen sonst noch verstehen lässt. Mit bloßen Worten.

Auf Bourgeois With Guitar ist er nun zu hören, wie er noch nie zu hören war. Ja, hier gibt es tatsächlich nicht den geringsten Anlass tiefzustapeln. Mit 12 Liedern lässt uns KRISTOF SCHREUF staunen und daraus nicht mehr herauskommen. Er hat Texte umgetopft, die er sich von einer guten Hand voll Poprocksongs und einigen Disco-Stücken geborgt hat und anschließend mit seinen eigenen Melodien umwickelt.

Nur einzelne Worte erinnern noch an das Lied, zu dem sie mal gehörten, manchmal auch gar nichts mehr. Die alten Lieder sind in den neuen ertrunken und haben sie schöner gemacht. Natürlich könnte man fragen, wieso KRISTOF SCHREUF Textruinen stehen ließ, obwohl er bei den Melodien darauf geachtet hat, dass kein Stein mehr auf dem anderen blieb. Die Antwort würde lauten, dass sich SCHREUF die Texte anderer leistet wie einen Luxus.

Das Ergebnis verblüfft Stück für Stück. Man hört eins, es klingt vertraut, aber man erkennt es nicht wieder und man freut sich. Danach will man dieses Stück noch mal hören. Und noch mal. Und immer wieder.

Bourgeois With Guitar beginnt mit My Generation , einem Song für einen zarten Protest, eine politische Demonstration.
Von dem darauffolgenden Search & Destroy geht Sehnsucht aus, die schönste Energie. Bei Highway To Hell handelt es sich um einen perfekten Pop-Song, denn der enthält immer auch Traurigkeit. Eines der Stücke, die KRISTOF SCHREUF zusammen mit dem Produzenten Tobias Levin geschrieben hat, ist das funky Titelstück. Mit dem Text zur Gegenwart: Ich bin die Zeit.
Let There Be Rock ist HipHop, wenn Led Zeppelin versucht hätten welchen zu spielen und I Feel Love sind unverschnittene Opiate zum Sonnenaufgang. A Walk In The Park : Nach der Berliner Bar 25.

Diese und alle anderen Lieder auf Bourgeois With Guitar wurden von Tobias Levin im Hamburger Electric Avenue Studio produziert. Er hat ihnen sämtlich nicht nur einen wunderschönen Klang verliehen, sondern kam nach mehrmaligem Zupf- und Käsekuchenessen mit KRISTOF SCHREUF überein, etwas mit dessen Gesang anzustellen.

Das Ergebnis ist ein raspeliger Schmelz in KRISTOF SCHREUFs Stimme. Und die bekommt damit ein Verhältnis zur Welt. Oder zumindest zur Erde, denn darin ist sie verankert. Die Lieder hängen wie Ballons an dünnen Fäden und schweben nur aus sentimentaler Verbundenheit zur Erde nicht davon. Oder weil sie der raspelige Schmelz in KRISTOF SCHREUFs Stimme verzaubert hat. Und die Stimme ist. Sie berichtet von einer Entdeckung: Diese Lieder sind neu.“

Am 16.4.10 erscheint das neue Album „Bourgeois With Guitar“.